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Flugzeugabsturz: Pilot sitzt in Baumkrone fest

Kategorie: Feuerwehrteam des Jahres - National

Name der Feuerwehr: Freiwillige Feuerwehr Schwäbisch Gmünd, Baden Württemberg

Montag, 15.08.2016, 20:09 Uhr: Alarm für die Feuerwehr Schwäbisch Gmünd Abteilung Degenfeld. Das Einsatzstichwort lautet „Erkundung technische Hilfe, Kleinflugzeug am Waldrand zwischen Degenfeld und Weißenstein verschwunden". Schnell ist klar, dass es sich um einen Flugzeugabsturz handelt und von der Feuerwehr Schwäbisch Gmünd Abt. Innenstadt rückt der erweiterte Rüstzug aus.
Da die genaue Absturzstelle immer noch nicht bekannt ist, durchkämmen Kräfte von Polizei, Bergwacht und Feuerwehr das schwer zugängliche Gelände. Hohe, dichte Bewaldung auf einem extrem steilen Berghang fordern schon zu Beginn die Einsatzkräfte.

Um kurz vor 21 Uhr wird der Pilot gefunden: Er hängt in ungefähr 30 Metern Höhe mit seinem Flugzeug waagerecht in einer Baumkrone. Der Rettungsfallschirm hat sich in der Baumkrone verfangen. Dem Verunglückten geht es den Umständen entsprechend gut. Durch einen anderen Piloten, der kurze Zeit vor ihm flog und am nahegelegenen Flugplatz landete, kann eine Telefonverbindung zum Verunglückten hergestellt werden. Die Einsatzleitung beschließt, einen Polizeihubschrauber sowie einen Rettungshubschrauber der DRF mit Winde anzufordern.

Über Nacht im Steilhang

Mittlerweile bricht die Dunkelheit herein. Weitere Einsatzkräfte werden alarmiert und ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Bei der Erkundung aus der Luft stellt sich dann aber heraus, dass die Rettung des Mannes mit der Winde zu riskant ist. Um 23:15 wird mit dem Piloten vereinbart, dass eine Rettungsaktion über Nacht nicht möglich und für alle Kräfte zu gefährlich ist. Um dem Piloten ein gewisses Gefühl von Sicherheit zu geben, wird der Steilhang ausgeleuchtet. Hierzu mussten ca. 350 Meter Stromkabel ins schwierige Gelände verlegt werden. Auch ein Notstromaggregat wird mit hohem Kraftaufwand im Hang platziert, um die elektrische Sicherheit zu gewährleisten.

Jeweils zwei Angehörige von Feuerwehr und Bergwacht verbringen die Nacht im Steilhang am Fuße des Baumes und unterhalten sich mit dem Piloten, bis dieser irgendwann einschläft. Die Maschinisten der Fahrzeuge, die für das Ausleuchten zuständig sind, verbringen die Nacht gemeinsam mit einer Besatzung des Rettungsdienstes am Fuße des Berges. Alle anderen Kräfte werden von der Einsatzstelle abgezogen, um sich auszuruhen bzw. neue Kräfte zu sammeln.

Höhenrettungsgruppe trifft ein

Dienstag, 16.08.2016, 04:00 Uhr: Die Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr Stuttgart trifft in der Wache in Schwäbisch Gmünd ein. Die Profis wollen keine Zeit verlieren und noch bei Nacht einen Aufstieg in den Berg machen, um bei Einbruch des Tages an der Einsatzstelle vor Ort zu sein.
Mit den ersten Sonnenstrahlen startet eine Drohne, die seit kurzem im Besitz der Feuerwehr ist und gibt ein genaueres Bild der Lage. Der Pilot freut sich über den Besuch der Drohne, sorgte dies doch für etwas Ablenkung von seiner misslichen Lage. Er hatte die Nacht gut überstanden und war wohlauf.

Nach umfangreichen Lagebesprechungen und Abwägungen beginnt um 06:15 Uhr die Rettungsaktion. An drei unterschiedlichen Bäumen steigen Retter hoch, um die Vorgehensmöglichkeiten abzuschätzen. Mit unterschiedlichen Sicherungstechniken gelingt es, einen knappen Meter über dem Piloten einen zentralen Sicherungspunkt aufzubauen. Das Flugzeug hing stabil im Geäst, wurde aber zusätzlich im Baum fixiert.

Pilot sicher am Boden

Der Pilot wird mittels Rettungswindel aus seinem Flugzeug gehoben und am aktiven Retter sicher auf den Boden gebracht. Dort übernahm die Bergwacht den „Patienten“ und brachte ihn mittels Gebirgstrage an einer errichteten „Seilbahn“ aus dem Steilhang. Der Gerettete war augenscheinlich nach wie vor wohlauf, als er an den Rettungsdienst übergeben wurde. Zur Vorsicht und vorsorglichen Untersuchung wurde er aber ins Krankenhaus eingeliefert.

10:30 Uhr: Einsatzende für alle Kräfte!

Im Einsatz waren 62 Kräfte von Feuerwehr, 7 aus der Höhenrettungsgruppe, 6 des Rettungsdienstes, 6 der Bergwacht und 5 von der Polizei. Alle Blaulichtorganisationen haben aktionsübergreifend gezeigt, welche Leistungen sie abrufen können. Auch wenn die Rettung äußerst schwierig und kraftfordernd war, wurde der Pilot sicher zu Boden gebracht. Vielen herzlichen Dank!