Eng wurde es auf dem Siegertreppchen des Conrad Dietrich Magirus Preises am 22. Januar 2016 im Congress Centrum Ulm. Den ersten Platz im nationalen Wettbewerb und damit den Titel „Feuerwehrteam des Jahres 2015“ teilen sich dank ihrer hervorragenden Zusammenarbeit die sechs bayerischen Teams der Freiwilligen Feuerwehren Lauf an der Pegnitz, Neunkirchen am Sand, Ottensoos, Reichenschwand, Rüblanden und Speikern. Begleitet vom Jubel der rund 700 Gäste nahmen sie den Preis für die Rettung eines verletzten Mannes, der nach einem schweren Verkehrsunfall im Wageninneren eingeklemmt war, entgegen. Dem Titel „Feuerwehrteam des Jahres“, machte auch das Team „Katastrophenalarm Rauschenhammermühle” (Bayern) alle Ehre, das gemeinsam mit der Feuerwehr Reutlingen (Baden-Württemberg) unter den Top Drei landen konnte und unter seinem Namen über 60 bayerische Feuerwehren vereint.
Überreicht bekamen die Sieger den begehrten „Oscar der Feuerwehrbranche“ in diesem Jahr von den White Helmets, einer syrischen Katastrophenhilfe, die Pate des Conrad Dietrich Magirus Preises 2015 ist. „Unter extremen Bedingungen Menschenleben zu retten, ist die Arbeit eines jeden Feuerwehrteams. Was die „White Helmets“ jedoch täglich leisten, geht weit über unsere Vorstellungskraft hinaus. Sich unter den Verhältnissen, die derzeit in Syrien herrschen, und oft ohne passendes Equipment, in diese Gefahrensituationen zu begeben, verdient unseren höchsten Respekt. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass wir die White Helmets“ als Paten für den Conrad Dietrich Magirus Preis 2015 gewinnen konnten“, so Andreas Klauser, Interims-Geschäftsführer von Magirus. Dass der Conrad Dietrich Magirus Preis Menschen auf der ganzen Welt miteinander vereint, zeigte sich in diesem Jahr besonders eindrucksvoll bei der Verleihung des internationalen Preises. In einem bewegenden Moment überreichten die syrischen Krisenhelfer ihren Kollegen aus dem Iran, der Türkei und Brasilien eine Award-Statue und bewiesen damit, dass sich der Preis und das ehrenamtliche Engagement über jegliche politischen Hürden hinwegsetzt.
Unter den prominenten Festgästen der Feuerwehrbranche befanden sich neben Andreas Klauser, Geschäftsführer Magirus GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender Iveco Magirus AG, auch Antonio Benedetti, ehemaliger Geschäftsführer von Magirus, Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Albert Kern, Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes und Ivo Gönner, Oberbürgermeister der Stadt Ulm. „Die meisten Menschen haben ein Bild von der Arbeit der Feuerwehr. Oft entspricht es aber nur in Ansätzen dem, was es tatsächlich bedeutet, tagtäglich rundum die Uhr bereitzustehen und unter Einsatz des eigenen Lebens andere Menschen zu retten. Genau deshalb rückt der Conrad Dietrich Magirus Preis dieses Engagement in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit“, so Andreas Klauser, Interims-Geschäftsführer von Magirus. Erstmalig wurde 2015 auch ein Sonderpreis in der Kategorie Soziales Engagement verliehen. Freuen durfte sich die Löschgruppe Wennigloh der Arnsberger Feuerwehr (Nordrhein-Westfalen), die für ihre gemeinsame Feuerwehrübung mit geistig behinderten Männern ausgezeichnet wurde.
Leistung aus Lehrbuch spart lebensnotwendige Zeit
Von Rettungen in luftigen Höhen, über innerstädtische Großbrände bis hin zu schwerwiegenden Verkehrsunfällen – das Spektrum der Feuerwehrkräfte ist breit gefächert und kein Fall gleicht dem anderen. Wie wichtig die Theorie für die Praxis ist, zeigt die Gemeinschaftsleistung der Sieger des nationalen Wettbewerbs. Ein 40-Jähriger Mann wurde bei einem schweren Verkehrsunfall so massiv in seinem Wagen eingeklemmt, dass sich das Team gezwungen sah, zu einem ungewöhnlichen Verfahren zu greifen. Alle zuvor versuchten Rettungsmethoden hatten versagt, als die Einsatzkräfte per „Oslo-Methode“ das Autowrack mit Ketten an Front und Heck auseinanderzogen und so den lebensbedrohlich verletzten Mann, eingekeilt im Fußraum des Wagens zwischen Bäumen und Verkehrsschild, befreien konnten. Die in Skandinavien erfundene und in früheren Jahren gängige Rettungstechnik kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn die Befreiung von Unfallopfern mit Rettungsschere und Spreize zu lange dauern würde oder die Feuerwehren in ländlichen Gebieten nicht flächendeckend über Rettungsscheren verfügen. Im Nürnberger Land ist sie Teil des Ausbildungskonzeptes. Beim Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren Lauf an der Pegnitz, Neunkirchen am Sand, Ottensoos, Reichenschwand, Rüblanden und Speikern war sie aufgrund der lebensbedrohlichen Situation Rettung in letzter Sekunde.
Die eingereichten Einsätze zeigten eindrucksvoll, unter welchem Druck die Einsatzkräfte agieren müssen und mit welcher Bandbreite an Aufgaben und Gefahren sie täglich konfrontiert werden. Um den deutschen Award hatten sich zahlreiche Städte und Gemeinden beworben. Eine Fachjury wählte unter allen Bewerbungen die besten aus und schickte diese in ein öffentliches Online-Voting auf www.feuerwehrwelt.de. Am Ende gingen die meisten Stimmen an das bayerische Team.
Die „White Helmets“ – Herausragende Katastrophenhilfe in Syrien
Sie verdanken ihren Namen der weißen, schützenden Kopfbedeckung. Hinter den White Helmets verbirgt sich die Syria Civil Defence (SCD), eine freiwillige Organisation von knapp 3000 Syrern, die sich landesweit in insgesamt 110 Zentren – unter anderem in Aleppo, Idlib, Latakia, Hama und Damaskus – gegen den Terror einsetzt. Ihr breitgefächertes Engagement erstreckt sich von elektronischen Frühwarnsystemen und der Planung von Evakuationen über Feuerwehreinsätze und die Bergung von Verletzten bis hin zum Aufbau der Notversorgung inklusive medizinischer Betreuung. Seit ihrer Gründung 2013 haben die „White Helmets“ mehr als 40.000 Menschenleben gerettet. Deshalb sind sie 2015 sowohl Pate des internationalen als auch nationalen Conrad Dietrich Magirus Preises. „In Krisengebieten kommt dem Einsatz von Feuerwehr- und Rettungsorganisationen besondere Bedeutung zu. Dieses wertvolle Projekt zeigt, wie sehr sich die freiwilligen Helfer in allen lebensnotwendigen Bereichen engagieren. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir die „White Helmets“ als Paten für den Conrad Dietrich Magirus Preis gewinnen konnten“, so Andreas Klauser.
Internationaler Award
Verliehen wurde nicht nur der nationale „Oscar der Feuerwehrbranche“, gekürt wurde auch das internationale Feuerwehrteam des Jahres 2015: Die Feuerwehr Rio de Janeiro (Brasilien) konnte sich gegen starke Konkurrenz aus neun Nationen behaupten. Während des weltberühmten Karnevals brach ein Feuer in einem von Rios größten suburbanen Einkaufszentren aus, das teilweise sogar Wände zum Einsturz brachte. 100 Einsatzkräfte aus zehn Stationen waren mit 30 Fahrzeugen und zwei Hubschraubern im Einsatz und sorgten dafür, dass 80 Prozent des Gebäudes vor den Flammen gerettet werden konnten. Ebenfalls unter die Top Drei schafften es die Feuerwehr Isfahan (Iran) und die Feuerwehr Istanbul (Türkei), die gemeinsam mit weiteren Onlinefinalisten ebenfalls zur feierlichen Galaveranstaltung nach Deutschland eingeladen und vor internationalem Fachpublikum der Feuerwehrwelt geehrt wurden.